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Alexander Minkus

Fieber bei Kindern – Ein praktischer Leitfaden für besorgte Eltern

In meiner Praxis werde ich häufig von besorgten Eltern gefragt, wie sie mit Fieber bei ihren Kindern umgehen sollen. Die Sorge um das eigene Kind ist groß, besonders wenn das Thermometer steigt. Doch wann ist es wirklich Zeit zum Handeln?



Was ist Fieber und wann spricht man davon?

Fieber ist eine häufige Reaktion des Körpers auf Infektionen und tritt oft bei Kindern auf. Es ist wichtig zu wissen, dass nicht jede Temperaturerhöhung sofort alarmierend ist.

Laut aktuellen medizinischen Standards gelten folgende Richtwerte:


  • Bei Neugeborenen und Babys in den ersten drei Lebensmonaten wird eine Temperatur ab 38°C, gemessen im Rektum, als Fieber betrachtet.

  • Bei Babys über drei Monate und Kindern bis zum dritten Lebensjahr liegt Fieber vor, wenn die rektal gemessene Temperatur zwischen 38,0 und 39,0°C liegt. Über 39,0°C spricht man von hohem Fieber, sofern keine Infektionsherde gefunden werden.

  • Bei Kindern über drei Jahren gilt eine Temperatur über 38°C, gemessen im Mund, als Fieber.

Temperaturmessung – Wie und wo?

Die Wahl des Thermometers und die Messmethode sollten dem Alter des Kindes und seiner Kooperationsbereitschaft angepasst sein. Für Neugeborene eignet sich ein elektronisches oder flüssigkristallines Thermometer unter der Achsel. Bei Kleinkindern ist die rektale Messung mit einem elektronischen Thermometer oder die Verwendung eines Infrarot-Ohrthermometers empfehlenswert. Bei älteren Kindern, die kooperieren, kann die Temperatur auch im Ohr oder im Mund gemessen werden.


Fieber senken – Ja oder Nein?

Fieber ist ein natürlicher Abwehrmechanismus des Körpers, daher ist es nicht immer notwendig, es zu senken. Bei Temperaturen unter 38,5°C wird generell davon abgeraten, die Temperatur zu senken – einige Experten empfehlen dies sogar erst ab

40°C. Wichtig ist jedoch, wie das Kind das Fieber verträgt. Manche Kinder sind selbst bei 39,5°C noch aktiv, während andere schon bei 38°C apathisch und müde wirken. Beobachten Sie Ihr Kind genau. Wenn es gut isst, trinkt und spielt, können Sie möglicherweise auf fiebersenkende Mittel verzichten. Wenn Ihr Kind jedoch lustlos ist und nicht essen oder trinken möchte, warten Sie nicht auf die „magische“ Grenze.


Medikamente zur Fiebersenkung

Ibuprofen und Paracetamol sind die gängigsten Medikamente zur Fiebersenkung bei Kindern. Ibuprofen kann ab dem dritten Lebensmonat in einer Dosierung von 5-10 mg/kg Körpergewicht alle 6-8 Stunden verabreicht werden, während Paracetamol ab den ersten Lebenstagen in einer Dosierung von 10-15 mg/kg Körpergewicht alle 4-6 Stunden gegeben werden kann. Beachten Sie dabei immer die empfohlenen Dosierungen und halten Sie sich an die Anweisungen Ihres Arztes.


Wann zum Arzt?

  • Bei Neugeborenen und Babys bis zu drei Monaten mit Fieber.

  • Wenn das Fieber trotz Medikation nicht sinkt.

  • Bei weiteren besorgniserregenden Symptomen wie Atembeschwerden oder Verhaltensänderungen.

  • Wenn sich der Allgemeinzustand des Kindes nach dem Fiebersenken nicht verbessert.

  • Bei Auftreten von Hautblutungen.

  • Wenn das Fieber länger als drei Tage anhält.

Fieber bei Kindern kann beängstigend sein, aber es ist wichtig zu wissen, wann man handeln muss und wann es Teil eines natürlichen Heilungsprozesses ist. Bleiben Sie ruhig, beobachten Sie Ihr Kind und zögern Sie nicht, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie unsicher sind.


Während die Behandlung von Fieber bei Kindern ein zentrales Thema ist, sollte auch die Prävention von Infektionskrankheiten wie dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) nicht außer Acht gelassen werden. RSV ist eine häufige Ursache für Atemwegsinfektionen bei Kindern und kann besonders bei Säuglingen und Kleinkindern schwerwiegende Folgen haben.


RSV-Impfungen bei Kindern

Aktuell gibt es keine allgemeinen Impfempfehlungen gegen RSV für alle Kinder. Stattdessen konzentrieren sich die bestehenden RSV-Impfungen auf spezielle Risikogruppen, wie Frühgeborene oder Kinder mit bestimmten chronischen Erkrankungen. Diese gezielten Impfungen sind entscheidend, um die vulnerabelsten Kinder vor schweren RSV-Infektionen zu schützen.


Was ist mit Schwangeren?

Interessanterweise gibt es neuere Ansätze, um Neugeborene indirekt durch die Impfung der Mutter zu schützen. Schwangere, die sich im dritten Trimester der Schwangerschaft befinden, speziell zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche, können eine RSV-Impfung erhalten. Diese Strategie zielt darauf ab, den Neugeborenen durch die Übertragung von Antikörpern von der Mutter einen Schutz gegen RSV in den ersten Lebensmonaten zu bieten. Diese Präventionsmaßnahme ist besonders während der Haupt-RSV-Saison von September bis Januar relevant, da in dieser Zeit das Risiko einer RSV-Infektion am höchsten ist​​.


Diese Informationen zeigen, dass die RSV-Prävention sowohl für Kinder als auch für Schwangere wichtig ist. Es ist ratsam, dass Eltern mit ihrem Kinderarzt und werdende Eltern mit ihrem Frauenarzt über die besten Präventionsstrategien für ihre Kinder und ungeborenen Babys sprechen.


In der Welt der Kindermedizin ist die Balance zwischen der sorgfältigen Behandlung von Symptomen wie Fieber und der präventiven Gesundheitsfürsorge, einschließlich Impfungen, entscheidend. Indem wir uns über aktuelle medizinische Empfehlungen informieren und diese mit unseren Ärzten besprechen, können wir unseren Kindern die bestmögliche Versorgung und den besten Schutz bieten.

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